Es war Anfang Mai, der Tag vor meinem Geburtstag. Anstatt meinen 28. Geburtstag mit einem Brunch zu feiern, gingen meine Freundin und ich lieber an Bord der Fähre zur Île d'Yeu. Mit unseren Rucksäcken bepackt, machten wir uns auf eine zweitägige Wandertour über den GR 80 an der Küste der Insel entlang.

Die Île d'Yeu, ein wahres Kleinod an der Küste der Vendée, ist eine kleine Insel, die im Herzen des Golfs von Biskaya aus dem Meer ragt. Knapp zehn Kilometer trennen die Pointe du But im Nordwesten und die Pointe des Corbeaux im Südosten. Bei einer maximalen Entfernung von knapp vier Kilometern zueinander hat jede Küste ein anderes Gesicht: Die Küste zum Festland hin ist sandig und grün, wie die Küsten der Vendée; die Küste zum Ozean hin ist unberührt und besteht aus Buchten und Klippen mit Granitfelsen, wie man sie an der bretonischen Küste findet.

Der GR 80 verzeichnet fast 30 Kilometer mit einem positiven Höhenunterschied von 110 Metern. Die Route lässt sich problemlos in zwei Tagen bewältigen, auch wenn ich es bedauere, dass wir nicht einen dritten Tag eingeplant haben, um durch die weißen, landestypischen Gassen von Port-Joinville zu schlendern.

Entlang der Küste laden die Wege zum Träumen und Entdecken ein. Nimm dir Zeit, um die Dolmen und Hinkelsteine (wie die Dolmen von La Planche-à-Puare) zu betrachten. Achte jedoch darauf, dass du dich nicht zu weit vorwagst, denn die Flora und Fauna sind ebenso reich wie empfindlich. Ein Abweichen von den ausgetretenen Pfaden würde das ökologische Gleichgewicht stören.

Ich glaube nicht, dass es eine beste Jahreszeit gibt, um dieses paradiesische Fleckchen Erde zu erkunden. Im Sommer, bei strahlendem Sonnenschein, ist es ein Leichtes, die Wanderwege zu genießen, ebenso wie die Märkte und Terrassen, die dem Inselleben Farbe verleihen. Im Winter, bei kühleren Temperaturen, werden Naturliebhaber und Freunde einsamer Spaziergänge von der Unendlichkeit des manchmal stürmischen Ozeans begeistert sein. Denke aber immer daran, passende Kleidung zu tragen.

Ganzjährig kannst du am frühen Morgen oder am späten Nachmittag mit verschiedenen Fährgesellschaften auf die Insel fahren (Ziel: Port-Joinville). Weitere Informationen findest du auf den Internetseiten der Compagnie Yeu-Continent (yeu-continent.fr) oder der Compagnie Vendéenne (compagnie-vendeenne.com).

Achtung: Hinsichtlich der Navigationsbedingungen oder bei anderen Fragen ist es ratsam, sich direkt auf den Internetseiten der Gesellschaften oder beim Fremdenverkehrsamt unter der Nummer + 33 2 51 58 32 58 zu erkundigen.

Du gehst in Port-Joinville an Land, dem Hauptort der Gemeinde, der vom Rhythmus der Fähren geprägt ist, die Besucher und Einheimische vom Festland bringen. In der Stadt gibt es zahlreiche Restaurants und Unterkünfte. Mit anderen Worten: Die Reiseplanung ist unkompliziert. Denke jedoch daran, frühzeitig zu buchen, wenn du dein Abenteuer im Sommer beginnen möchtest. Anschließend umrundest du die Insel über die Pointe du But, um auf der anderen Seite, an der wilden Küste, das Dorf La Meule zu erreichen. Dort findest du alle Annehmlichkeiten, von Unterkünften bis hin zu Restaurants. Auf dem Rückweg passierst du die Pointe des Corbeaux, bevor du nach Port-Joinville zurückkehrst. Nach der Tour kannst du eine weitere Nacht bleiben oder direkt mit der Fähre zurückfahren.

Bei einem Insel-Abenteuer kann man nicht immer spontan sein! Supermärkte sind auf der Insel eine Seltenheit: Bevor du das Festland verlässt, solltest du daran denken, das Nötigste zu kaufen, wenn du dich selbst versorgen möchtest.

Wenn du gerne liest, empfehle ich dir „Der Felsen von Tanios“ von Amin Maalouf, das 1993 geschrieben wurde und im selben Jahr den Prix Goncourt erhielt. Der aus dem Libanon stammende Autor fand seine Inspiration in einem Bauernhaus, das er im Jahr zuvor im Herzen der Insel erworben hatte.

Ich wünsche dir einen tollen Wanderausflug!